
Mut lohnt sich: Wie Chemnitz Gleichstellung neu denkt und was junge Führungskräfte jetzt brauchen
Gleichstellungsbeauftragte Franziska Herold über sichtbare Vorbilder, wirksames Mentoring und drei schnelle Wege, als Nachwuchsführungskraft sichtbar zu werden.
„Gleichstellung betrifft uns alle. Und sie gelingt, wenn wir hinschauen, vernetzen und mutig entscheiden.“ In Chemnitz treibt Franziska Herold, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, den Wandel voran: von der sichtbaren Beteiligung junger Frauen über Mentoring bis zur Zusammenarbeit mit Schulen, Vereinen und Unternehmen. Was Unternehmen jetzt tun können und wie Nachwuchsführungskräfte selbst Tempo machen.
„Gleichstellungsarbeit macht Unsichtbares sichtbar und stößt Veränderungen an.“
Wer ist Franziska Herold?
Franziska kommt aus der Wirtschaft, war mehrere Jahre Diversity Managerin in einem großen IT-Konzern und kennt männlich geprägte Umfelder aus erster Hand – von Redeanteilen in Meetings über Auswahlprozesse bis zur „gläsernen Decke“. Seit Mai 2025 ist sie Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Chemnitz und arbeitet genau an diesen Hebeln, nun für die Stadtgesellschaft:
„Wir machen Ungleiches sichtbar, vernetzen die richtigen Akteur:innen und stoßen Entscheidungen an, die Frauen in Politik und Wirtschaft voranbringen. Vom Schulsystem bis ins Unternehmen.“
Worum geht’s konkret in Chemnitz?
Drei Schwerpunkte:
1. Beteiligung von Frauen in Politik und Wirtschaft
2. Chancengleichheit von Frauen und Männern, bzw. Jungen und Mädchen
3. Gewaltprävention im öffentlichen Raum und in den eigenen vier Wänden.
Warum Vorbilder wirken
Vorbilder entfalten Wirkung, bevor die Statistik hinterherkommt: Wenn Schülerinnen Klassensprecherinnen erleben oder junge Kolleginnen Sitzungen moderieren, verschiebt sich der Möglichkeitsraum. Auszeichnungen und Mentoring geben Rückenwind und zeigen: „Du hast alle Möglichkeiten und musst nicht an dir zweifeln.“
Mentoring – Türen auf in beide Richtungen
- Mentees gewinnen Einblicke, Selbstvertrauen und eine Sprache für die eigene Leistung.
- Mentor:innen erhalten frische Perspektiven und reflektieren ihr Führungsverhalten.
Besonders wirksam: unternehmensübergreifende Formate. Rollenbilder sind weniger festgefahren, Lernkurven steiler.
Typische Stolpersteine auf dem Weg zur Führungskraft und was wirklich dagegen hilft
- Starke Leistung, leise Kommunikation: Viele Frauen liefern super ab, reden aber seltener darüber. Hier helfen sichere Räume und klare Anerkennung.
- Talent-Bias: Führungskräfte „sehen“ männliche Talente oft schneller, weil sie oft sichtbarer sind. Oder sie wählen sie aus, weil sie ihnen selbst am ähnlichsten sind. Temporär harte Maßnahmen – etwa Frauenstaffeln in Programmen – können das Korrektiv sein.
- Vereinbarkeit: Teilzeit wird schnell als „nicht ernsthaft“ gelesen. Planungssicherheit und echte, gelebte Modelle sind hier notwendig. Gleichzeitig sollte nicht alles auf Teilzeitlösungen hinauslaufen. Das würde Rollenzuschreibungen eher verfestigen. Auch das private Umfeld, Partner:innen eingeschlossen, spielt eine entscheidende Rolle, Frauen auf ihrem Weg in Führung zu unterstützen.“
Als Führungskraft sichtbarer werden: drei schnelle Taten (diese Woche machbar)
- Erfolge kurz dokumentieren und im Team teilen (z. B. in Meetings).
- In jedem Meeting mindestens ein inhaltlicher Beitrag: These, präzise Frage oder Praxis-Transfer.
- Netzwerk pflegen: regelmäßig Kontakte knüpfen und pflegen, intern und extern
„Mut ist Übungssache. Sichtbarkeit beginnt mit einem Satz im nächsten Meeting.“
Was gute Führung heute ausmacht
Hinsehen, entwickeln, klar kommunizieren. Menschen ganz wahrnehmen – inklusive Emotionen – und regelmäßig über Entwicklung sprechen. Zeit ist ein Führungsinstrument: Wer Grenzen und Gesundheit vorlebt, ermöglicht nachhaltige Leistung.
Was Nachwuchs-führungskräfte wirklich brauchen
Soft Skills (u. a. Unconscious Bias, Führen von Menschen, psychologische Sicherheit) und Selbstfürsorge. Führung ist ein Marathon, kein Sprint.
3×3 Handlungsimpulse für Praxis & Führung
Drei zähe Stolpersteine – und was hilft
- Selbstwert und leise Leistung: Frauen machen starke Arbeit, kommunizieren sie aber seltener offensiv. Lösung: Anerkennung + sichtbare Erfolgsstories + sichere Räume in Entwicklungsgesprächen.
- Bias im Talentblick: Führungskräfte „sehen“ männliche Talente schneller. Lösung: Mut zu starken Maßnahmen (z. B. Frauenstaffel in Talentprogrammen). Der Effekt: Warteliste statt Mangel.
- Teilzeit-Skepsis und Vereinbarkeit: „Meinen die das wirklich erst mit Führung in Teilzeit?“ Lösung: echte, planbare Modelle + glaubwürdige Kommunikation + Mentoring-Einblicke in realistische Führungsalltage und ein privates Umfeld, das Frauen auf ihrem Weg in Führung aktiv unterstützt.“
Was gute Führung heute ausmacht
- Hinsehen und entwickeln: Menschen ganz wahrnehmen (auch Emotionen als Stärke) und mindestens jährlich Entwicklungsgespräche führen, die Perspektiven aussprechen lassen.
- Vorbild sein und gesund führen: auf eigene Grenzen achten; Kultur färbt ab.
- Teams nicht überfrachten: Führung ist kein Sprint. Zeit ist ein Führungsinstrument. „Emotionalität ist kein Risiko. Sie ist eine Stärke in der Arbeit mit Menschen.“
Sichtbar werden – drei schnelle Taten (diese Woche machbar)
- Erfolge sichtbar machen: kurz dokumentieren, im Team teilen, ins Jour fixe nehmen.
- In Meetings sprechen: wenigstens ein inhaltlicher Beitrag pro Runde (These, Frage, Transfer).
- Netzwerk pflegen: regelmäßig neue und alte Kontakte ansprechen (intern/extern).
Hier erhalten Sie Unterstützung: Programme, Netzwerke & Kontaktwege
- Gleichstellungsstelle der Stadt Chemnitz
- Lokale Initiativen und Einrichtungen
- Netzwerke nutzen: z. B. Soroptimist International (gibt es auch in Chemnitz)
- Förderprojekt Leading Ladies: jetzt Kontakt aufnehmen
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