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„Herausfinden, was ist, was bleibt und was sich in der Zukunft ändert.“ – Lars Georgi (VEMAS)

Im Vorfeld des 4. Fachkräftesymposiums, welches nun im Frühjahr 2022 in Präsenz stattfinden soll, trafen sich am 25.11.2021 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Weiterbildungsbranche und Arbeitsmarktakteure virtuell. Innerhalb einer Stunde verschafften sich die Teilnehmenden einen ersten Überblick über die aktuelle Fachkräftesituation und die zu erwartende Entwicklung.

Nach den einleitenden Worten durch Lars Georgi, Leiter Netzwerkmanagement, Innovationsverbund Maschinenbau Sachsen VEMASinnovativ, Chemnitz und den Begrüßungen durch Torsten Münch, Geschäftsführer Kompetenzzentrum Maschinenbau Chemnitz/Sachsen e.V. (KMC) sowie Dr. Katrin Ihle, Abteilungsleiterin Arbeit und Europäische Strukturfonds, SMWA Dresden, waren die Teilnehmenden direkt gefragt. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen in Bezug auf Fachkräfte? Unter den Top 3 fanden sich wenig überraschend die Themen Fachkräfte finden und binden, aber auch Nachwuchs zu gewinnen.

 

Genau dieses Thema griff Martin Witschaß von der IHK Chemnitz direkt auf. Während es 2006 noch einen erheblichen Überhang an Fachkräften und Azubis gab, sieht dies heute mit 45.000 gemeldeten offenen Stellen in Sachsen ganz anders aus. Der demografische Wandel hat neben dem Beschäftigungszuwachs einen großen Einfluss auf diese Entwicklung. Heute und künftig gibt es immer weniger Personen im erwerbsfähigen Alter. Es gibt zu wenig Jugendliche und gerade im IHK-Bezirk Chemnitz verfügen diese zu oft nicht über den notwendigen Schulabschluss. Allein 8 % der Jugendlichen verlassen die Schule immer noch ohne Abschluss. Die anschließende übergreifende Diskussion zeigte, dass die Teilnehmenden hier nicht immer zwingend auf die Noten schauen, sondern sich lieber selbst ein Bild der Stärken und Schwächen der Bewerber*innen machen.

Dennoch sind hiesige Unternehmen auf ausländischen Nachwuchs und Fachkräftezuwanderung angewiesen. Die Entwicklung der letzten 21 Jahre wird sich daher auch künftig fortsetzen (müssen). Während 2000 nur ca. 10.000 Beschäftigte in sächsischen Unternehmen aus dem Ausland stammten, sind es 2021 schon rund 100.000 (Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Stand: 31.03.2021).

Fachkräfte sind trotz der Unterstützung ausländischer Arbeitnehmer*innen ein rares Gut. Daher wird die Rolle der Arbeitgeberattraktivität immer größer. Allerdings setzen lt. der Herbstkonjunkturumfrage 2021 des Kammerbezirks Chemnitz nur ca. 25 % auf Angebote zur Weiterbildung. Dabei könnten diese mögliche Arbeitnehmer*innen überzeugen und gleichzeitig künftig benötige Qualifikationen sicherstellen.

Weiterhin stellte Herr Witschaß dar, welche Instrumente Unternehmen derzeit als erfolgsversprechend für die Rekrutierung ansehen.

Nach dem ersten Beitrag ließ sich festhalten, dass es immer herausfordernder wird, Personalstellen zu besetzen. Dies sahen auch die Teilnehmenden so und diskutierten, welche Mittel Unternehmen nutzen sollten, um dem entgegenzuwirken. Genannt wurden u.a. Digitalisierung im Bewerbungsprozess, um diesen einfacher und effektiver zu gestalten. Aber es wurde auch deutlich gesagt, dass Sachsen viel aufzuholen hat. Gerade bei MINT-Fachkräften gelingt es oft nur in und um Leipzig, diese zu gewinnen und zu binden. Möglicherweise überzeugt auch die Ansprache der Unternehmen nicht. Auch hierzu konnten sich die Teilnehmenden wieder per Umfrage einbringen. Was sind Ihrer Meinung nach die wirksamsten Recruitinginstrumente? Platz 1 Soziale Medien nutzen und Platz 2 persönliche Ansprache.

 

Mit genau diesem Thema befasst sich auch die Studie FUM – Fachkräfteorientierte Unternehmenswebseiten in Mittelsachsen. Marit Bartetzko von der ATB stellte die Ergebnisse hierzu vor und es wurde schnell klar, dass gerade Social Media bei vielen Kleinunternehmen noch gar kein Thema ist. 42 % nutzen Facebook, 31 % Instagram und 33 % Youtube (N=710). In zwei Workshops mit Schülerinnen und Schülern der Klassenstufe 9 und 10 bestätigte sich, dass Soziale Netzwerke eine große Rolle für die Ansprache künftiger Azubis spielen. Außerdem zeigte sich, dass die Unternehmen dabei immer wieder am Puls der Zeit bleiben müssen. Facebook bspw. wird von dieser Generation kaum noch genutzt („Da sind doch nur alte Leute.“). Instagram, Youtube und Tiktok sind hingegen die Netzwerke, in denen Jugendliche auch auf Unternehmen aufmerksam werden. Auch stellte sich bei diesen Workshops heraus, dass die Mehrheit der Oberschüler lieber in einem Unternehmen mit 10-49 Mitarbeitenden arbeiten möchten. Dabei spielt vor allem der respektvolle und persönliche Umgang miteinander sowie der Kontakt zum direkten Ansprechpartner bzw. zum Chef oder zur Chefin eine entscheidende Rolle. Das Gehalt wird hingegen überwiegend als zweitrangig empfunden.

 

Die Oberschüler*innen machten ebenso deutlich, dass Unternehmen auch über eine ansprechende Webseite verfügen sollten, die auf jeden Fall für die mobile Nutzung optimiert sein muss. Eine übersichtliche Darstellung mit kurzen Texten und Bildern von echten Mitarbeitenden sowie eine authentische Unternehmensvorstellung einschließlich etwaiger Benefits wird als essentiell wahrgenommen. Außerdem wünschen sich künftige Azubis Informationen über die Ausbildung und auch über Zugangsvoraussetzungen (z.B. erwünschter/notwendiger Notendurchschnitt).

 

Konstatieren lässt sich, dass die Auswahl und besonders die Pflege sozialer Netzwerke ein Muss für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens ist. Webseiten sollten fachkräfteorientiert aufgebaut sein. Sie sollten über einen schnell zu erreichenden Karrierebereich verfügen und dort gezielt die bis zu drei Zielgruppen (Fachkräfte, Azubis und Schüler*innen) ansprechen. Ferienjobs oder Praktika gelten dabei nach wie vor als das wichtigste Einfallstor für künftige Azubis.

 

Wichtig – und das wurde auch in der anschließenden Diskussion noch einmal betont – ist, dass die Versprechen, die auf der Webseite gegeben werden, auch in der Realität gehalten werden können. Und das beginnt bei einer schnellen Bearbeitung und Beantwortung von Anfragen und Bewerbungen.

 

 

Trotz der knappen Zeit gab es viele Impulse und Anregungen sowohl von den Vortragenden als auch von den Teilnehmenden. Die Onlineveranstaltung hat somit richtig Lust auf das offizielle 4. Sächsische Fachkräftesymposium im Frühjahr 2022 gemacht – dann hoffentlich in Präsenz!

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